Malte hat seinen letzten Bericht mit dem Hinweis beendet, dass wir bald in Riverton sein werden. Das ist für uns gefühlt schon lange her. Dabei sind es nur wenige Tage. Wir haben inzwischen Samstag 29.08.2015 und sind in Cody, Wyoming angekommen. Bevor es heute Abend zum Rodeo geht, ein kurzes Update. Doch zuvor: Ihr seid herzlich willkommen, Kommentare abzugeben. Und wenn es nur „oh cool“ ist. Dann wissen wir, dass jemand liest…..
Die Fahrt nach Riverton war nicht ereignisreich. Man gewöhnt sich daran, mit 65 Miles/ hour (=104,60736 km/h) über die Highways zu cruisen. Da es wenig Verkehr gibt, häufig auch lange Strecken mit Tempomat. CD’s aus Deutschland verkürzen uns die Reise so gut es geht.

In Riverton haben wir das erste Motel auf unserer Reise dann auch schnell und gut gefunden. Beim Check in werden wir nach Nummernschild und Visa-Card gefragt, nicht aber nach unseren Ausweisen… Andere Länder, andere Sitten. Wir bekommen die Schlüssel zu dem von Deutschland aus reservierten Zimmer und treten fröhlich ein, Erdgeschoss, nicht weit vom Parkplatz, also kurze Wege mit dem Gepäck. Der Raum ist komplett dunkel, also Licht an und auf zu den Vorhängen, um Licht rein zu lassen. Aber erste Überraschung: Die Vorhänge sind nur dazu da, den Blick auf die Wand zu kaschieren. Es gibt kein Fenster. Unsere komplette Zelle mit Bad und WC ist, wenn man kein Deckenlicht anmacht, komplett duster. Wir überlegen, ob wir reklamieren sollen. Aber bei den Nachbarzimmern ist es genau so, also wird das nichts bringen. Im Einschlafen denke ich über das Baurecht nach (bin da inzwischen Experte, insbesondere beim Brandschutz….). Was wäre wenn ein Feuer ausbräche? Sich in einem völlig dunklen Raum zu orientieren und den Weg zur Tür zu finden, wäre nicht so einfach. Und einen anderen Weg raus gibt es auch nicht. Aber was kümmern die Amis die deutschen Überlegungen zum Brandschutz?
Das Frühstück am nächsten Morgen ist dafür für ein Motel dieser Kategorie von allererster Güte. Frische Waffeln, Saft, Yoghurt, Muffins, Zimtbrot, Obst und vieles mehr. Richtig gut, reichlich und lecker. Solcherart gestärkt geht es auf den Weg nach Jackson.
Leider ist das Wetter in den Bergen an diesem Tag alles andere als erbaulich. Regen und 18 Grad lassen uns zweifeln, ob wir am nächsten Tag wirklich Raften gehen wollen. Nach der Ankunft decken wir uns zunächst mit Lebensmitteln für die nächsten Tage ein. Kellogs, Milch, Mais. Sehr gut, dass wir von Darin und Jenny eine Kühlbox ausleihen konnten. Abends bummeln wir noch ein wenig durch die Stadt und entscheiden uns auf Grund der etwas besseren Wettervorhersage, uns wirklich für eine Tour auf dem Snake River (Whitewater Rafting) morgen anzumelden. Von dem Riesensandwich das wir mittags bei Albertson’s gekauft hatten,

ist noch die Hälfte da, so dass wir verpflegungstechnisch an diesem Tag billig wegkommen. Das wird dann in den Nationalparks noch anders werden. Später skypt Malte noch mit Maria während ich sanft entschlummere. Ein Queen-size-Bed ist für zwei Männer nicht immer komfortabel, insbesondere wenn der jüngere sich dreht, wendet und mit den Knien austeilt… Insbesondere die amerikanische Technik mit einem Laken, einer dünnen Decke und einer Überdecke ist für uns ungewohnt. Wir werden uns noch dran gewöhnen….
Morgens dann schnell das Auto gepackt und zum Frühstück marschiert. Was für ein Unterschied: Auf einem Tresen stehen Pappbecher und zwei Thermoskannen (eine davon Decaf), auf dem Tisch gegenüber stehen Schüsseln mit eingeschweißten Muffins, Müsliriegeln, Joghurt und O-Saft (in kleinen Bechern mit aufgeschweißten Deckeln, so dass dachte, es sei auch Joghurt…). Das war’s. Wir packen uns also jeder zwei Muffins und zwei Riegel, legen sie auf den Deckel unseres Kaffeebechers und marschieren wieder in unser Zimmer. Geht auch…. Da unsere Rafting-tour erst um 11:00 Uhr losgeht, trotten wir noch einmal durch Jackson und machen beim Bonbonladen Stopp. Das muss einfach sein. Dann noch zur Boot Barn und die vielen unterschiedlichen Cowboyhüte bewundern…. Kaufen werde ich aber keinen, die passen definitiv nicht ins Handgepäck! Dann langsam auf zur Rafting-Company. Sollen wir Wetsuits leihen (gegen Gebühr), es ist ja doch noch morgendlich frisch? Eher nicht, wir haben Sachen aus Kunstfasern an und unsere Badehosen drunter. Das sollte gehen. Nur Maltes Croques scheinen mir nicht sicher genug, so dass wir Booties mieten (Neoprenschuhe). Nach nochmaligem Warten geht es dann los, mit dem Bus 40 Minuten bis zur Start-Bucht. Acht Mann in ein Boot, und nach ein paar einführenden Hinweisen geht es „all forward“. Die Rapids erscheinen mir nicht mehr so hoch, wie vor drei Jahren. Aber das scheint nur so. Schon nach kurzer Zeit sind wir ordentlich nass. Ein Eindruck vom Big Kahuna gepaddelt:

An einer ruhigen Stelle, springen Malte und ich beide aus dem Boot. Das sind wir Jakob schuldig. Er hat uns drei Jahre lang mit dem Hinweis genervt, dass er im River war und wir nicht.
Wir hatten uns vor der Reise beide Sonnenbrillen mit unserer Sehstärke schleifen lassen. Und das war eine gute Entscheidung: Am Ufer sehen wir Murmeltiere, Seeadler (die mit den weißen Köpfen), Fischadler (Ospreys) und vieles mehr. Diese Tour hat sich wirklich gelohnt. Dank der Kautschukbänder an den Bügeln sind die Brillen sogar am Ziel noch auf unseren Nasen! Nach einem kurzen Imbiss bei einer weltbekannten Fastfoodkette mit einem gelben M auf rotem Grund geht es über die Dirt Road auf zum Grand Teton Nationalpark. Wir haben gestern schon einmal eine kurze Tour gemacht, was dank der Jahreskarte für alle Nationalparks (america the beautiful) keine Problem ist. Heute hoffen wir, bei inzwischen gutem Wetter endlich auch Tiere zu sehen. Ein erstes Elk hatte schon die Straße gequert, nun sind wir offen für mehr. Außer einem Bieberdamm kam uns aber nichts vor die Linse. Schade. Also weiter durch den Park Richtung Norden und in den Yellowstone (die Parks gehen am south entrance des Yellowstone ineinander über). In der anbrechenden Dunkelheit gelangen wir an unser Ziel: Die Lake Lodge Cabins. Wir checken ein, bekommen unsere Schlüssel und fahren frohgemut auf den Parkplatz direkt vor der Hütte. Wir durchlaufen wirklich eine Entwicklung. Die Einrichtung ist baujahrestypisch (50er Jahre vermutlich) und das Bett noch schmaler. Na ja, es wird wohl für zwei Nächte reichen.

Abendessen mit Kellogs und Milch und dann sind wir auch schon bettreif.
Am nächsten Morgen früh raus, wir wollen ja Tiere sehen! Ein Frühstück mit Poptarts (Malte hat seine mangels Toaster oder Mikrowelle einfach auf der wallheating erwärmt) und auf geht es. An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass wir unsere Nalgene-Flaschen immer mit einer Mischung aus Wasser und 1/3 Hawaian Punch füllen (pure Chemie, gehört aber einfach dazu!). Damit gelingt es uns leidlich, den Empfehlungen der Ärzte nachzukommen, in der Höhe immer genug zu trinken.
Schon nach wenigen Metern begegnet uns einer der größten Bewohner des Parks: ein Bison trottet schön der Straßenverkehrsordnung gehorchend an der rechten Fahrbahnmarkierung der Gegenfahrbahn entlang an uns vorbei (vermutlich hört er dabei Johnny Cash’s „I walk the line“). Wir nähern und der Herde die wir an der gleichen Stelle treffen, wo Jakob und ich sie vor drei Jahren auch getroffen hatten. Was wirklich extrem ist, ist die Ruhe, die diese Viecher haben. Wenn sie einmal auf der Straße Platz genommen haben, lassen sie sich auch von Frontalangriffen der Park Ranger mit Jeep und Kuhfänger nicht wirklich vertreiben. Man könnte auch sagen, die Bullen regeln den Verkehr. An den Mud Volcanos steigen wir aus und erfassen den Park mit allen Sinnen: Von den Schlammtöpfen steigen wirklich unerfreuliche Gerüche auf. Wir gehen einfach den Weg links an den Becken vorbei und bekommen die Gelegenheit, Streifenhörnchen und andere Kleinbewohner zu fotografieren.

Nach wenigen Metern steht dann ein Büffelbulle mitten im Morgennebel (als wir los fuhren, waren 37 ° Fahrenheit = 2,5 ° Celsius!). Noch ein paar Schritte weiter einige andere Tiere der Herde.

Wir sind immer noch begeistert, diese Riesen aus dieser Nähe sehen zu dürfen und können uns kaum trennen. Aber die morgendliche Kühle lässt uns dann doch wieder dem Auto zu eilen.
Im Park gibt es so große Herden dieser urigen Viecher,

dass wir nach und nach beginnen abzustumpfen. Bei der nächsten Herde ist die Begeisterung schon kleiner, gegen Abend hoffen wir nur noch, auch mal andere Tiere zu entdecken. Leider waren wir nicht sehr erfolgreich, Immerhin ein Pelikan

und einige Elks (Wapiti-Antilopen) ist uns das nicht geglückt. Aber der Park hat auch andere Schönheiten. Wir bestaunen den Upper Fall (Wasserfall) und die Geysirbecken, fahren über den Duraven Pass und bis zur Hochebene beim Nordeath Entrance. So kommen wir nach einem langen Tag, der uns auch am berühmten Old Faithful vorbei geführt hat, wieder an der Lodge an. Wir trauen unsere Augen nicht, als dort genau an unserem Parkplatz ein Bison-Bulle steht. Wir bringen erst mal unsere Rucksäcke ins Quartier und gehen dann noch mal zur Rezeption. Zum einen, um den Mond zu fotografieren der vorbildlich über dem See steht und zum anderen um frische Milch für unser Frühstück zu kaufen. Auf jedem Weg begegnen wir diesem braunen Riesen wieder, er ist nur ein paar Schritte weiter gewandert und grast in Ruhe zwischen den Cabins. Wir machen dennoch unsere Mond-und-See-Fotos

und räumen nach einem schnellen Abendessen unsere Bude auf, morgen wollen wir dann nach Cody runter fahren. Noch ein Wort zu Old Faithful: eine Vorführung hat der alte Junge schlicht ausfallen lassen, so dass wir weitere 90 Minuten warten mussten. Als er dann endlich loslegte, gab er eine wirklich kümmerliche Vorstellung. Nur zwei kurze Eruptionen von ein paar Metern, das war’s. Treu aber nicht immer zu großer Show aufgelegt…
Heute sind wir dann nach Cody runter gefahren. Von dieser Strecke kommt auch der Titel des heutigen Beitrags. Es geht schier endlos in Serpentinen wieder runter von 2600 Metern Höhe in das Tal. Endlich wieder Empfang für die Smartphones, so dass wir die Details für den morgigen Sonntag mit Darin und Jenny klären können (im Park ist man diesbezüglich von der Außenwelt ziemlich abgeschnitten). Eine erste Skype-Konferenz mit Margit und Jakob in Esslingen (Alles Gute für Deinen Start in Schweinfurt, Großer!), eine etwas längere zwischen Malte und Maria, Koffer aufräumen, Bilder runterladen von den Handys und Fotoapparaten, und dann endlich diesen langen Blog auf den Weg gebracht. Nachher werden wir zum Rodeo gehen. Wenn man schon mal hier ist, muss man das wirklich gesehen haben. Morgen dann 500 Meilen an einem Stück zurück zum Flughafen Denver wo wir das Auto zurück geben und von Darin und Jenny abgeholt werden. Und Montag Abend beginnt dann mit der Zugfahrt mit AMTRAK der nächste Teil des Abenteuers.